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Bergwerk West in Kamp-Lintfort
Haupteingang des Bergwerks West

 

UPDATE 10.8.2013
Da ich das Bergwerk West nur voller Menschen auf einem ausgelassenen Fest kenne, ist die Tatsache der Zechenschliessung hier an der jetzt so verlassen wirkenden Zeche deutlich zu spüren. Nur ein paar Menschen arbeiten heute im Bergwerk. Stumm und mürrisch wirkend. Was für ein Kontrast zu den wundervollen sicherlich denkmalgeschützten Werksgebäuden. Da der Eingang zum Tag der offenen Tür bei Tor 2 war, kenne ich noch gar nicht Tor 1 und den Haupteingang ein Stück die Friedrich-Heinrich-Allee hinunter.

 

Vor Tor 1 der Zeche steht eine mit Kohle beladene Lore.
Die ganze inzwischen ehemalige Zeche ist nun eine Baustelle.

16.6.2012 Tag der offenen Tür im Bergwerk West in Kamp-Lintfort
Zufällig entdecke ich beim Bäcker dieses interessante Plakat.

9.6.2012
Ab dem 1.1.2012 kann man mit VRR-Ticket 2000 samstags auch bis nach Kamp-Lintfort fahren. Jeweils um halb fährt der SB 30 ab Duisburg Hauptbahnhof. Schon im rechtsrheinischen Teil von Duisburg fährt der Bus auf die Autobahn und durch bis ins niederrheinische Moers. Von hier sind es nur ein paar Haltestellen bis in die Hochschulstadt Kamp-Lintfort (es gibt hier die Rhein-Maas-Hochschule). Der Empfang bei Kloster Kamp ist erstmal gewöhnungsbedürftig: HOCH LEBE DAS KÖNIGSPAAR steht in Großlettern über dem Eingang zum Abteiplatz. Es wird gerade ein großes Zelt aufgebaut und emsige Helfer schmücken Bäume und Büsche mit bunten Girlanden. Im ehrwürdigen Klostergarten hinter dem Kloster merkt man nichts von den Schützenvereinsleuten - hier ist eine ganz andere Welt. Und wenn mich der formen- und farbenfroh penibel angelegte und gepflegte Garten mit seinen millimetergenau gestutzten Hecken und Büschen sowie den geharkten Wegen an Schloss Sanssouci in Potsdam erinnert, dann gibt es offenbar tatsächlich eine Verbindung. In einem Laubengang sind Ausstellungstafeln, die informieren, dass Friedrich der Grosse wirklich diesen Garten kannte und eventuell sogar an der Gestaltung mitbeteiligt war.

Fast noch faszinierender als den prächtigen Garten finde ich den Blick von hier aus auf die Türme des Bergwerks West, das eins von nur noch drei verbliebenen Steinkohlebergwerken im Ruhrgebiet ist, nachdem zuletzt das Bergwerk Ost in Hamm schließen musste. Flüchtig habe ich von der Stadt aus die Türme der Zeche gesehen; hier ist das im Zusammenhang mit dem prächtigen barocken Garten ein wunderbarer Kontrast. Zurück gehe ich zu Fuß bis zur Fußgängerzone von Kamp-Lintfort (ca. 2 km). Bei einem Bäcker kaufe ich Brötchen (heute kosten im Angebot 5 Brötchen 1 Euro) und eine NRZ, die hier zu meiner Überraschung Neue Rheinzeitung heißt, obwohl hier ja auch das Ruhrgebiet ist. Am Schaufenster entdecke ich ein Plakat der RAG Steinkohle mit der Information, dass am 16. Juni im Bergwerk ein Tag der offenen Tür mit Grubenfahrten etc. ist. So etwas sollte man sich nicht entgehen lassen. Schließlich wird auch dieses Bergwerk Ende des Jahres geschlossen. Auf der Rückfahrt sehe ich aus dem Bus kurz hinter Kamp-Lintfort die Halde Pattberg in Moers, auch an einer Stelle das Haus auf der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn.

15.6.2012
Am letzten Samstag hatte ich noch Seref vom ehemaligen Büdchen an der Ratinger Kaiserswerther Straße getroffen. Ich war gerade zurück aus Kamp-Lintfort und bin mit dem Rad noch vom Flughafen zum Supermarkt in Ratingen-West für ein paar Einkäufe vorbeigefahren. Mit seinem Enkel Tiji war er dort auch beim Einkaufen und spontan erzählte ich ihm von dem Ausflug. Das fände er verrückt, sagte er daraufhin. Naja, schon okay, ich kenne „den Sheriff“ (Seref) gut, wir können so offen miteinander reden. Inzwischen hat er einen neuen Job, erzählte er. In Duisburg in einem Betrieb von Familienangehörigen ist er jetzt angestellt, richtig mit Steuerkarte. Da bleibt ihm nicht die Zeit für so einen Ausflug. Das ist klar. Auch in Zeitungen steht einiges über die Veranstaltung morgen. Es wird tatsächlich wie eine Abschiedsveranstaltung vom Bergwerk und von 100 Jahren Bergbau am Niederrhein. Und der Moderator ist ein guter Bekannter, nämlich der beliebte Sportreporter Manni Breuckmann. Ein „Ruhri“ ist das natürlich – aus Datteln:

http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/moers/nachrichten/abschied-nach-100-jahren-1.2866684

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-moers-kamp-lintfort-neukirchen-vluyn-rheurdt-und-issum/bergwerk-west-in-kamp-lintfort-will-mit-stolz-schliessen-id6471642.html

16.6.2012
Ratingen grenzt zwar an das Ruhrgebiet, ist aber doch etwas anders als das Ruhrgebiet. Fast alle, denen ich begeistert erzählt habe von dem Tag der offenen Tür heute im Bergwerk West, haben mehr oder weniger mit den Achseln gezuckt. Das interessiert im Nicht-Ruhrgebiet offenbar nicht so viele Leute. Dabei ist vor dem Werkstor des Bergwerks, was viel größer und imposanter ist als ich es mir vorstellte, in der Größenordnung vom Essener Zollverein, inmitten von tausenden Wartenden auf die Eröffnung dieses Festtages ein richtiges Gänsehauterlebnis zu spüren. Man denkt an die Massenproteste gegen die Schliessungen der Krupp-Hütte Rheinhausen oder der Henrichshütte Hattingen und andere politische Grossveranstaltungen anlässlich des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Immerhin schliesst ja auch das Bergwerk West Ende des Jahres - Sylvester 2012 wird die letzte Kohle hier gefördert. Aber eigentlich wird heute "nur" ein Tag der offenen Tür gefeiert, ein "Familienfest" steht auch auf diesen Ansteckern, die Kinder basteln können. Um 12 Uhr wird das Werkstor ein Stück geöffnet; es entsteht inmitten der Wartenden eine gewisse Unruhe. Einer der Wartenden sagt: "Das ist wie bei der Loveparade". "Genau da hatte ich auch dran gedacht", sage ich und der junge Mann erzählt, dass er in Duisburg in der Nähe des Karl-Lehr-Tunnels wohnt und schon bei der Planung der Loveparade mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Hier sind zwar viele Menschen, aber doch nicht Hunderttausende wie bei der Loveparade, unterwegs und alle warten sehr diszipliniert, bis sie eingelassen werden. Als wir endlich drinnen sind, bleibt mir zuerst keine Gelegenheit, die grossartige Industriekulisse zu bewundern. Jetzt stehe ich nämlich schon direkt in der nächsten Schlange, wo die Karten zu den Grubenfahrten verkauft werden. Erst geht es zügig voran, aber dann stockt die Schlange und es geht nicht mehr weiter. Ich verzichte nach über einer Stunde nerviger Wartezeit auf die Grubenfahrt, die zwar garantiert ein einmaliges Erlebnis gewesen wäre, aber nicht um den Preis zerrütteter Nerven. Auch ohne Grubenfahrt wird den wirklich zahlreichen Besuchern hier vieles geboten: ein Festzelt ist aufgebaut, Animateure auf Stelzen oder auf seltsamen Fahrgeräten unterhalten die Leute, artistische Gruppen führen an dem Turm Kunststücke vor. Für die Kinder sind Hüpfburgen und Klettergeräte aufgebaut. Durch zahlreiche Lautsprecher auf dem gesamten Werksgelände verbreitet moderiert der bekannte Sportreporter Manni Breuckmann diese kurzweilige Veranstaltung in einer von 3 noch aktiven Zechen des Ruhrgebiets. Spannend. Und in einem Zelt des Betriebsrats vom Bergwerk West sehe ich dann tatsächlich Manni Breuckmann, der sich gerade mit einem der Betriebsräte des Bergwerks unterhält.

Wie bei Schloss Sanssouci - der barocke Garten von Kloster Kamp
Der untere Teil des Plakats beim Bäcker in Kamp-Lintfort
Seilscheibe und Loren zur Erinnerung an 100 Jahre Bergbau in Kamp-Lintfort 2006
Blick vom Garten des Klosters Kamp auf das Bergwerk West
Vom Bus aus fotografiert - die Halde Pattberg in Moers
Mal gucken, was uns da erwartet.
Warten auf den Einlass zum Tag der offenen Tür am Samstag kurz vor 12 Uhr
Geduldig wird gewartet
Eine lange Schlange hat sich auf der Friedrich-Heinrich-Allee gebildet
Warten vor eindrucksvoller Industriearchitektur
Eine von nur noch 3 aktiven Zechen im Ruhrgebiet - Ende 2012 schliesst auch diese.
Nervenaufreibendes Warten auf Karten für die Grubenfahrten.
Animateure versuchen die, die in die Grube fahren wollen, aufzuheitern.
Auch ohne Grubenfahrt und Förderturmbesichtigung ein eindrucksvolles Fest
Seltsame Fahrzeuge fahren auf dem Werksgelände herum.
In einem Zelt werden Bilder vom Bergwerk gemalt.
großformatige Bilder
Moderiert wird die Veranstaltung vom beliebten Sportreporter Manni Breuckmann - hier im Betriebsratszelt im Gespräch mit einem der Betriebsräte von Bergwerk West
Auch auf den Turm hätte man fahren können.